02 Dez
„Das wird heute nichts mehr“
Fußball: 05 kassiert in Albachten unnötige 0:1-Niederlage
11 Jun
1. Mannschaft
Thomas Runkewitz trainiert die 05-Keeper / Spannende Vita
Wer nicht voll mitzieht, der hat bei Thomas Runkewitz (63) keine Chance. Seit dieser Saison trainiert der Mann mit der spannenden Vita die Bezirksliga-Torhüter von Emsdetten 05. Nach einer seiner ersten Einheiten wollte Chefcoach Daniel Apke wissen, ob die Keeper denn auch ordentlich mitarbeiten. Runkewitz: „Die Frage stellt sich bei mir gar nicht. Torhüter arbeiten grundsätzlich gut bei mir mit, oder sie trainieren gar nicht bei mir. Was soll ich mich mit jemandem beschäftigen, der keinen Bock hat?“
Torwart unter Kult-Coach Hans Meyer
Aufgewachsen ist Thomas Runkewitz in der DDR. Erst mit zwölf Jahren begann er in seinem Heimatort Saalfeld (Thüringen) mit Fußball. „Relativ spät, dafür intensiv.“ Der Fleiß des jungen Torhüters zahlte sich schnell aus, mit 14 Jahren wurde das Talent in die Sportschule Jena aufgenommen. Beim dortigen Top-Verein FC Carl-Zeiss kam er über die Nachwuchsteams in die 1. Senioren-Mannschaft. Trainer: Hans Meyer (heute 81), der später als Coach von Borussia Mönchengladbach gesamtdeutscher Kult wurde. Runkewitz‘ Problem in Jena hieß Hans-Ulrich Grapenthin. „Gegen ihn war ich chancenlos. Der war unzerstörbar.“ Sagenhaft: Der Nationaltorwart hütete von 1978 bis 1985 ununterbrochen in 186 Oberliga-Spielen Jenas Gehäuse. So kam Runkewitz nie zu einem Einsatz in der höchsten Spielklasse, durfte nur in Pokal und Freundschaftsspielen ran. „Sehr schade“, sagt er.
Es folgte der Wechsel zu DDR-Zweitligist Wismut Gera. Gleich im ersten Jahr klopften Runkewitz und Co. oben an. Doch inmitten der – letztlich erfolglosen – Aufstiegsrunde zur Oberliga war für den Keeper Schluss: sein eineinhalbjähriger Grundwehrdienst bei der Volksarmee begann. In der Zeit hielt er sich in der 3. Liga fit, wurde anschließend direkt wieder Stammkeeper bei Gera.
Dramatischer Abstieg
Als ein Bekannter das Traineramt bei Fortschritt Weida übernahm, lotste er Runkewitz dorthin. „Er wollte unbedingt aufsteigen, meinte, ich ,Heißkiste‘ könnte helfen.“ Tatsächlich gelang der Sprung in Liga 2, ehe die Mannschaft auf dramatische Weise direkt wieder abstieg: Am letzten Spieltag brauchte Weida zwingend einen Sieg, kurz vor Schluss ging Keeper Runkewitz mit nach vorne und schoss das umjubelte 2:1. Aber: „Im Parallelspiel durfte alles passieren, nur kein Unentschieden.“ Doch die beiden Teams dümpelten ein 0:0 über die Zeit, retteten sich so, Weida stieg ab.
Danach ging es mit dem Verein allmählich bergab, ebenso mit der gesamten DDR. Kurz nach der Wende siedelte Runkewitz 1990 in den Westen über, nach Rheine. Hier spielte er für den VfB (Vorgängerverein des heutigen FC Eintracht) in der Oberliga, seinerzeit die dritthöchste Klasse. Es folgten zwei Jahre bei Vorwärts Epe, „danach war Schluss“.
„Ich musste meine Meinung über Frauenfußball revidieren“
Es begann seine zweite Fußball-Karriere: als Torwarttrainer, unter anderem bei Eintracht Rheine. Dort stieg er nach einer Trainer-Entlassung gar mal kurzzeitig zum Chef auf, schaffte den Oberliga-Klassenerhalt. Dann meldete sich Jürgen Prüfer, mit dem er schon beim FCE Rheine zusammengearbeitet hatte, und wollte Runkewitz verpflichten. „Er meinte, er wäre mittlerweile Trainer in Herford, aber bei den Frauen in der 2. Liga.“ Runkewitz’ Antwort: „Ich und Damen-Fußball, das passt überhaupt nicht.“ Am Ende wurden daraus sechs Jahre, zwischenzeitlich gelang der Bundesliga-Aufstieg. Dabei hatte Runkewitz zu Beginn noch befürchtet, mit seiner hohen Erwartungshaltung bei den Spielerinnen auf Widerstand zu stoßen, sagte zur Begrüßung: „Ich lege keinen Wert darauf, dass ihr mich mögt.“ Später, erinnert er sich schmunzelnd, „haben sie mich immer aufgezogen und gesagt: Thomas, wir mögen dich.“ Sein Fazit: „Ich musste meine Meinung über Frauenfußball revidieren. Die Mädels haben sich zerrissen.“
Parallel war Runkewitz (von Beruf Mechaniker) von 2012 bis 2017 bei Preußen Münster für alle Nachwuchs-Keeper bis zur U23 zuständig, kurzzeitig aushilfsweise auch für die der 1. Senioren-Mannschaft. Heute nimmt er zweimal die Woche die Talente (U13 bis U23) des SC Spelle-Venhaus unter seine Fittiche. Und jeden Dienstag eben auch die Senioren-Keeper bei 05. Der Kontakt kam über seinen Enkel zustande. Der spielt bei Borussia Emsdettens F-Jugend, die wiederum ebenfalls Daniel Apke trainiert. Tritt der Enkel in Opas Fußstapfen? „Nee, der ist Stürmer.“
„Sehr korrekter und gradliniger Typ“
Während der Hinrunde brach bei 05 Pascal Göcke aus privaten und beruflichen Gründen als Torwarttrainer weg. Seitdem übernahm Thomas Runkewitz die Keeper Janis Over, Tom Wenning und Luca Peppenhorst (der jetzt allerdings nach Borghorst wechselt). Was für ein Typ ist der Neue? „Ein sehr korrekter und sehr gradliniger“, beschreibt die Nummer eins Janis Over. „Er sagt direkt, wenn ihm etwas nicht passt. Mit Lob hält er eher hinterm Berg, aber man merkt ihm an, wenn man etwas zumindest nicht falsch gemacht hat.“
Runkewitz über sein strenges Regiment: „Wenn ich sage, dass etwas scheiße war, dann meine ich damit nie den Torwart, sondern nur die Aktion.“ Sein Urteil über die bisherige Arbeit mit den 05-Keepern: „Gute Jungs, ziehen gut mit.“ Runkewitz‘ Anspruch lautet, bei Torhütern ein halbes Jahr nach Beginn der Zusammenarbeit eine Verbesserung zu erkennen. Das halbe Jahr bei 05 ist um. Over: „In Sachen Torwart-Technik und so hat mich diese Saison mehr nach vorne gebracht als die ganze Zeit davor. Es wäre nicht schlecht gewesen, ihn schon früher zu treffen.“ Runkewitz punkte mit seiner enormen Erfahrung und seinen klaren Vorstellungen.
Chefcoach Daniel Apke meinte mal zu unserer Zeitung: „Während des Tortwarttrainings sollte ich mich da besser nicht blicken lassen.“ Störung unerwünscht. Runkewitz dazu: „Wenn ich mit den Torhütern arbeite, was soll ich dann mit Apke?“ Die Erfahrung musste auch der junge Co-Trainer Nico Meller machen, als er die Keeper mal für ein Trainingsspiel losschweißen wollte. Runkewitz beachtete ihn gar nicht. Apke erklärte Meller daraufhin: „Musst du halt warten, bis sie fertig sind.“
Runkewitz ist auch ein Tanz-Ass
Nicht nur beim Fußball, auch im Tanzsport macht Thomas Runkewitz keine halben Sachen. Angefangen habe es, als er seiner Frau Eva vor etwa 20 Jahren zum Geburtstag einen Tanz-Gutschein schenkte, „weil mir nichts Besseres eingefallen ist“. Seit ungefähr zehn Jahren sind sie mittlerweile als Standardtanz-Paar auf Turnieren unterwegs, haben in ihrer Altersklasse das höchste Level erreicht, dürfen daher weltweit bei sämtlichen Top-Veranstaltungen antreten. Wenn es die Zeit erlaubt, trainiert das Paar vier bis fünf Mal pro Woche in Köln, Münster und Greven. Thomas Runkewitz: „Von nichts kommt nichts.“
von Marius Holthaus
Foto: prf
Mit freundlicher Genehmigung der Emsdettener Volkszeitung
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